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Ergotherapie (ET)

Wie der DVE 2007 formulierte,

Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.
Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen.

(DVE 08/2007)

Ergotherapie bei Kindern und Jugendlichen findet Anwendung, wenn die Entwicklung verzögert bzw. beeinträchtigt ist, Lernstörungen bestehen oder das Verhalten „bemerkenswert“ oder „unangemessen“ erscheint. Sie kann immer dann einen wertvollen Beitrag leisten, wenn die Selbständigkeit oder Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist. Handlungsfähig zu sein bedeutet allgemein, dass der Mensch die an ihn gestellten Aufgaben aus den Lebensbereichen Kindergarten / Schule / Beruf (Produktivität) und Freundeskreis, Sport (Freizeit) etc. zufriedenstellend und „erfolgreich“ im Sinne von Lern- und Entwicklungszuwächsen erfüllen kann. Bei Problemen der Sensorik, Motorik, Sprache, Kognition oder auch Psyche ist das Gleichgewicht zwischen den eigenen Fähigkeiten und den gestellten Anforderungen beeinträchtigt. So entgehen dem Kind bedeutungsvolle Lern- und Reifemöglichkeiten und seine Reaktionen wirken oft unangemessen, unzureichend, weniger zielführend und z.T. unverständlich und herausfordernd für andere. Und das, obwohl es „ein helles Köpfen“ ist, sich die größte Mühe gibt und körperlich alles in Ordnung ist.

Die Aufgabe der Ergotherapie umfasst keine mechanische Wiederherstellung bestimmter Funktionen und dient mit Bewegung, Spiel und sinnhafter Betätigung nicht einfach nur für Sinnesreize oder Beschäftigung – ihr übergeordnetes Ziel ist die der Situation angemessene Eigenorganisation und Verarbeitung von Sinneseindrücken für den täglichen Gebrauch. Durch passende Anregungen, eine vorbereitete Umgebung und passende Erfahrungsangebote bietet sie Kindern „Entwicklungshilfe“ auf den verschiedensten Bereichen an: Neben der Förderung von kognitiven Fähigkeiten wie Impulskontrolle, Konzentration und Merkfähigkeit haben Ergotherapeuten sowohl die Organisation von basalen Sinneseindrücke (visuell, taktil, auditiv,..) im Fokus als auch Lern-, Motivations- und Leistungsfähigkeit. Kinder lernen spielend und bewegt, die Vermittlung der Therapieinhalte gestaltet sich daher ebenso.

Nach einer diagnostischen Eingangsphase (Anamnese, speziellen standardisierten Funktions- und Entwicklungstests, Eltern- und Lehrerfragebögen sowie freie Beobachtungen) soll eine möglichst genaue Passung zwischen dem Lernstand des Kindes und den nächsten Entwicklungsschritten / Anforderungen erreicht werden, um in der Behandlung notwendige Reifeprozesse nachzuholen. Dies geschieht durch die Integration unterschiedlicher Methoden wie Bewegung, Spiel, Handwerk, Konzentrations- und Entspannungstraining, auditives und visuelles Wahrnehmungstraining u.v.m.

ZIELE DER ERGOTHERAPIE SIND U.A.:

  • Verbesserung der Verarbeitung basaler Sinnesinformationen wie Tast-, Gleichgewichts- und Kraftsinn
  • Optimierung der Verarbeitung von visuellen, auditiven und körperbezogene Sinnesreizen für den Alltag
  • Förderung der Grob- und Feinmotorik (auch Graphomotorik), Koordination und Tonusregulation
  • Unterstützung von kognitiven Leistungen wie Aufmerksamkeitssteuerung, Merkfähigkeit, Impulskntrolle,
  • Anleitung zur Eigenorganisation, Handlungsplanung und Problemlösestrategien
  • Stärkung sozialer / emotionaler Kompetenzen (Affektsteuerung, Motivation, Neugier, Frustrationstoleranz)
  • Erweiterung von Wortschatz, Ausdruck und Sprachverständnis

BEHANDLUNGSINHALTE SIND U.A.:

  • Sensorische Integrationsförderung
  • Feinmotorik- und Graphomotorikförderung
  • Training der visuellen und auditiven Reizaufnahme / -verarbeitung und Merkfähigkeit
  • Entspannungsverfahren (u.a. Elemente aus der Progressive Muskelentspannung nach Jacobson)
  • Lehrer- und Elternberatung, Anleitung zu häuslichen Aufgaben
  • Konzentrationsförderung (u.a. mit dem Marburger Konzentrationstraining nach Krowatschek)
  • Schaffung und Erweiterung von Lerngrundlagen

Ergotherapie ist – wie Logopädie oder Physiotherapie auch – ein Heilmittel, das auf medizinischen und therapeutischen Grundlagen beruht. Behandlungen erfolgen meist auf ärztliche Anordnung (Rezept) und sind dadurch ganz oder teilweise erstattungsfähig. Ist die behandelnde Ergotherapeutin – wie in meinem Fall – gleichzeitig Heilpraktikerin, ist kein ärztliches Rezept nötig. Mehr dazu hier:

Lesen Sie zum Thema Entwicklungsdiagnostik im Vorschuldiagnostik mehr unter dem Link „Beratung & Prävention“ bzw. hier: